Wie ich im Dutyfreeshop des Airports von Bishkek meinen Augen kaum trauen konnte.
Stell Dir vor, Du stehst im Dutyfreeshop des Airports von Bishkek. Bishkek, das muss man wohl dazu sagen, ist die Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Kirgisistan. Ein Land, das näher an Afghanistan, als an Moskau liegt – also sehr weit weg ist. Es ist Mitternacht, in zwei Stunden geht eine spannende Reisewoche eben durch Bishkek und das angrenzende Usbekistan zu Ende. Fußball wurde geschaut, wobei das 0:0 zwischen Kirgisistan und dem Libanon mit dem Sport, wie wir ihn kennen, wenig gemeinsam hatte. Auch Eisenbahn wurde entlang der alten Seidenstraße gefahren, Land und Leute kennengelernt – kurzum: Eine erfolgreiche Reise, zu deren Abschluss das letzte Kleingeld jetzt in ein Bier vor dem Abflug investiert werden soll. Du gehst also durch den komplett leeren Dutyfreeshop und was steht im Bierregal? Unser Wolters! In Bishkek! Kirgisistan!
Dass das Hofbräuhaus mittlerweile auch ins Ausland exportiert, ist dank diverser Medienberichte zwar allgemein bekannt, dass es dabei aber bis nach Kirgisistan geht, ist schon erstaunlich. Und so zeigte sich auch die zunächst etwas irritierte Verkäuferin im Dutyfreeshop verständnisvoll, als man direkt erstmal Fotos vom Kühlregal machte. Sie würde es mit kirgisischem Bier in Deutschland ja genauso tun, erklärte sie – wohl ein treffender Vergleich :). Nicht ganz so leicht sollte es mit der Bezahlung sein: Statt kirgisischem Geld wurden im Dutyfreeshop nur US-Dollar akzeptiert, die man natürlich nicht hatte. Und bei Karten ging nur Visa, man selbst hat aber die Mastercard. Nach etwas Verhandlungen wurde sich schließlich auf fünf Dosen für einen 10 Euroschein geeinigt – der Woltersexport will ja angekurbelt werden und so man hat gleich ein Mitbringsel für den Reiseabschluss, der mit Bekannten aus Trier bei Luxemburg vs Schweden morgen stattfinden soll. Die Dosen also zollgerecht verschweißt und der Kauf von der Verkäuferin ganz sozialistisch handschriftlich in einer Art Vokabelheft vermerkt. Herrlich!
Stand nur noch eine Hürde an: Umstieg und Transit in Istanbul, wobei man dort – einmal eingecheckt – für gewöhnlich nicht erneut durch die Sicherheitskontrolle muss. Doch Terrorangst sei dank war das nun anders und so stand man morgens um fünf mit den fünf Wolters-Dosen im Gepäck vor den Kontrollen und befürchtete schon, das Geschenk direkt exen zu müssen. Recht verzweifelt also eine junge Frau mit „Supervisor“-Jacke über die missliche Situation aufgeklärt und voila: Es muss wohl an dem Woltersetikett gelegen haben, aber auf einmal ging alles ganz schnell. Sie packte meine Dosen aufs Band und setzte sich selbst an den Bildschirm, der anzeigt, was der Reisende so dabei hat. Nur dass sie bei meinen Dosen demonstrativ in die Luft guckte – Wahnsinn! Kaum hatten die die Kontrolle also passiert, machte sie sich daran, die Dosen in meinem leider völlig überlaufenden Handgepäck zu verstecken. Als das schon zu scheitern drohte, purzelte uns zufällig eine Dutyfreetüte vom Istanbuler Flughafen vom Hinflug entgegen. Kurzerhand also die Dosen umgeladen und als „gekauft in Istanbul“ deklariert. Unglaublich!
Mit einem breiten Grinsen also inklusive der Dosen in Düsseldorf gelandet und mit dem Zug weiter nach Luxemburg, wo man eigentlich vor dem Spiel noch etwas Zeit haben sollte, um eben jene jetzt endlich mit den Trierern zu trinken – wäre da nicht die Deutsche Bahn. Ein herrenloser Koffer in Koblenz sorgte für eine Vollsperrung und insgesamt drei Stunden Verspätung. Ankunft in Luxemburg also erst, als das Spiel schon lief und daher fix versucht, am dortigen Bahnhof die Dosen einzuschließen. Dummerweise waren die Fächer aber alle belegt und weil die Zeit verrann, also halt mit den Dosen im Taxi zum Stadion – wird schon irgendwie passen. Unterwegs die heiße Fracht irgendwie zwischen der Wäsche im Koffer versteckt und darauf gehofft, dass es nach Anpfiff und angesichts des fußballerisch eher dürftigen Kicks keine großen Kontrollen mehr geben würde. Gab es aber doch und erst nach langem Diskutieren durfte das Gepäck mit ins Stadion. Da seien doch keine Flüssigkeiten drinne, fragten die Ordner – neeeein, natürlich nicht 😉
Nervlich ziemlich fertig also bei den Trierer Kumpels auf der Tribüne platzgenommen und nach einer Bierrunde zur Beruhigung gefragt. Betretene Blicke – es gäbe leider keines im Stadion war die Antwort, Vorgabe der UEFA. Wie die Reaktion ausfiel, als ich daraufhin in meiner Tasche kramte und den überraschten Trierern die Wolters-Dosen präsentierte, kann sich jeder vorstellen. Dosen, gekauft in Bishkek, so halbwegs geschmuggelt durch Istanbul und getrunken bei Luxemburg vs Schweden. Wo just kurz danach Christoffer Nyman auf schwedischer Seite eingewechselt wurde. Wohl bekomm’s!